Die Stadtbahn als U-Bahn könnte Wohngebiete retten und sogar erst ermöglichen

Die Stadtbahn als U-Bahn könnte Wohngebiete retten und sogar erst ermöglichen

Die Stadtbahn im Stuttgarter Süden vom Marienplatz bis hin nach Kaltental unter die Erde zu verlegen, ist der der jüngste Vorschlag der SPD-Fraktion im Bezirksbeirat Süd. Ziel ist es, die Lebensqualität für eine Menge Anwohner der Böblinger Straße deutlich zu verbessern. Für Viele unerträglicher Lärm, der alle paar Minuten durch die Häuserschlucht kreischt und immer wieder lebensgefährliche Situationen für spielende Kinder sind nur die wirklich schlimmen Effekte der Trasse für die Stadtbahnlinien U1, U9 und U34, die beinahe die gesamte Böblinger Straße durchfährt.

Wir haben eine Vision einer bewohnbaren Straße, einem Stadtteil, der attraktiv und menschenfreundlich ist. Von einer Straße, in der Lärm, Enge, tote Schaufenster und leerstehende Gebäude der Vergangenheit angehören.

Eine Böblinger Straße ohne Stadtbahngleise und ohne KFZ-Durchgangsverkehr (einspurige Einbahnstraße) würde Platz schaffen für großzügige Fuß- und Radwege, für Begrünung und Aufenthaltsräume, für Kindersicherheit und nicht zuletzt die Attraktivität für die Wiederansiedlung von Ärzten, Einzelhandel und Gastronomie deutlich erhöhen.

Obendrein könnten im weiteren Verlauf freiwerdende Flächen zwischen Südheimer Platz und Kaltental für dringend benötigten Wohnraum genutzt werden und das bereits erfolgreich erkämpfte Stadtteilerneuerungsprojekt Kaltental wunderbar ergänzen.

Dass wir mit dieser Idee und unserer Forderung an Stadtverwaltung und SSB große Teile unserer Heslacher und Kaltentaler Nachbarn auf unserer Seite haben, beweisen zahlreiche Zuschriften und persönliche Gespräche. Nicht nur die Stuttgarter Zeitung spricht davon, dass die Trassenführung der Stadtbahn für „Eingeschränkte Lebensqualität“ verantwortlich sei.Der Stuttgarter Süden wird zweifach zersägt – an seinem vorderen Ende von der B 14 und am hinteren von den Stadtbahngleisen“.

Ein Anwohner schreibt von seiner Wohnung, an der „eine Kurve verläuft und die Bahnen, seit der Erneuerung der Gleise, je nach Wetter, teilweise unerträglich quietschen. Und hiermit meine ich wirklich unerträglich. Neben den Gleisen hebe ich mir teilweise die Ohren zu und eine Kommunikation im Garten muss unterbrochen werden. Nach Angaben der SSB lässt sich hieran nichts ändern …“ 

Eine Anwohnerin schreibt schon 2019: „Sehr gute Idee! Das Quietschen der U-Bahn (seit Neuverlegung der Gleise) ist für uns Anwohner teilweise unerträglich. Der Streckenabschnitt ist insbesondere für die Kinder hier sehr gefährlich.“

Eine Mail vor zwei Tagen: „Aus meiner Sicht sollte zusätzlich die Möglichkeit betont werden, mit einem Rückbau der Trasse der Böblinger Straße verlorene Grünflächen wieder zu schaffen und die Versiegelung der Talsohle zu reduzieren.“ 

Und den letzten zwei Bilder: zwischen Marienplatz und Erwin-Schöttle-Platz ließe sich sogar eine Stuttgarter Schmalspur-Version der Barceloneser Ramla vorstellen …

Antrag unterirdische Bahn

Antrag unterirdische Bahn

Der Bezirksbeirat bittet die SSB zeitnah zu folgenden Themen Stellung zu nehmen:

– Technische Machbarkeit einer unterirdischen Trassenführung der Stadtbahn im Bereich
Marienplatz bis zur Engelboldstraße (Kaltental)
– Bezifferung der geschätzten Kosten

Begründung:

Stuttgart Süd hat sich in den letzten Jahrzehnten (städtebaulich sehr) durch verkehrsregulierende Maßnahmen stark verändert. So wurde durch die Sperrung der Möhringerstraße als Durchgangsstraße bereits sehr viel erreicht und die Lebensqualität der Bevölkerung nachhaltig verbessert.

Was die Lebensqualität der Bevölkerung nach wie vor einschränkt, die Funktionalität der verschiedenen Plätze begrenzt und darüber hinaus die sich verändernde Mobilität einschränkt, ist die Trassenführung der U-Bahn. Sie teilt Heslach bis nach Kaltental in zwei
Hälften, macht dauerhaft der Polizeisiedlung Probleme und bringt gefährliche Querungen an Plätzen und Straßen mit sich.

In einer der letzten Sitzungen des Bezirksbeirats wurden uns die Planungen des Ausbaus der U-Bahn-Haltestellen im Stuttgarter Süden erläutert, die aufgrund der benötigten Doppelzüge (80 m) notwendig werden. Dieser eigentlich positive und gewünschte Ausbau hat für den Stuttgarter Süden gravierende Auswirkungen, weil er die o.g. Zerteilung sowohl optisch als auch tatsächlich verstärkt. Zu den schon benannten städtebaulichen Problemen kommen noch andere:

– In Kaltental konnten wir nach jahrzehntelangem Engagement endlich ein Fördergebiet der Stadterneuerung realisieren. Eines der wesentlichen städtebaulichen Ziele wird dort sein, die beiden getrennten Berge besser miteinander zu vernetzen. Die Verlängerung der Bahnsteige bewirkt jedoch das genaue Gegenteil.

– Die Polizeisiedlung beschäftigt uns als Bezirksbeiräte auch bereits mehrere Jahrzehnte. Die im 5 Minuten-Takt vorbeifahrenden Stadtbahnen verschlechtern die Wohnqualität und sind ein stetiges Sicherheitsrisiko für die dort lebenden Familien.

– Die Planungen für das Projekt Adlerstraße mit Substitutionsambulanz und psychosozialer Betreuung sind bereits sehr weit vorangeschritten. Die benötigten Wegstrecken vom Marienplatz oder Erwin Schoettle Platz kommend sind aber nicht geeignet, große Fußgängerströme aufzunehmen. Mit einer unterirdischen Trassenführung würden sich diese Probleme lösen lassen und damit die Akzeptanz für das Projekt in der Bevölkerung steigen.


Die Veränderungen und Entwicklungen, die durch den dringend notwendigen Ausbau des ÖPNV dringend geboten sind, müssen daher v.a. nachhaltig und funktional für den gesamten öffentlichen Raum mit allen seinen Anforderungen sein. Die jetzige Planung scheint uns
lediglich die Funktionalität der Stadtbahnen im Blick zu haben. Daher ist o.g. Prüfung zur unterirdischen Trassenführung dringend angezeigt.


Gez.
Ulrike Holch, Marion Eisele, Reinhard Kühn, Lukas Hauser